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Suzuki GSX-R 1100 Modell- und Entwicklungsgeschichte:   Copyright auf Texte und Daten by A.M.

I. "Öldampfer" von 1986 - 1992:

Im Dezember 1984 stellt Suzuki der erstaunten Presse eine neue Generation von einer leistungstarken
750 ccm 4-Zylinder 4-Takt Maschine vor: Suzuki GSX-R 750. Das besondere an dieser neuen
Modellreihe ist der nur 8 kg leichte Aluminum-Doppelschleifenrahmen. Die Entwicklung dieser
Maschine geht auf die Langstrecken-Weltmeisterschaft zurück und passt optimal in die neue Superbike-
Meisterschaft. Die Maschine kommt 1985 auf den deutschen Markt, zeitgleich mit der
Yamaha FZ 750, die als Besonderheit 5 Ventile je Brennraum aufweist. Somit leisten diese beiden
Sportmotorräder als erste Serienmaschinen 100 PS.

Links im Bild eine GSX-R 750 von 1985
(Schüle-Auspuffanlage nicht Original!).

Bei dem Motor handelt es sich um einen luft- /
ölgekühlten Reihenvierzylinder mit 4 Ventilen
je Brennraum.

Charakteristisch ist die Buckelform vom Tank
und das sehr schmal bauende Heck.

 

Durch diesen konsequenten Leichtbau erreichte die Maschine ein Leergewicht von nur 201 kg, vollgetankt.
Leider litt diese Modellreihe aufgrund des Leichtbaues unter Pendelerscheinungen bei hohem Tempo.
Verbessert hat sich die Situation erst 1988, als der Rahmen deutlich verstärkt wurde. Dadurch stieg das
Gewicht aber auf 228 kg an.

Der Ruf nach noch mehr Leistung von vielen aktiven Bikern konnte Suzuki schon 1986 stillen, mit der
neuen GSX-R 1100.

Suzuki GSX-R 1100, Modell G, Typ GU 74 C, 1986

Links der filigrane Rahmen der ersten GSX-R 750
rechts der deutlich verstäkte GSX-R 1100 Rahmen von 86.

Die Leistung der neuen GSX-R 1100 lag entdrosselt bei ca. 130 PS, der Hubraum betrug 1.052 ccm.
Trotz der im Vergleich zur 750er verstärkten Rahmen lag das Gewicht vollgetankt bei nur ca. 225 kg.
Das max. Drehmoment lag bei der 100 PS-Version bei 101 Nm bei 8.300 U/min.

Somit ergaben sich sehr gute Fahrleistungen und eine zufriedenstellende Handlichkeit.

1987 gab es nur leichte Retuschen: Das Tankvolumen stieg von 19 auf 21 Liter. Dadurch stieg das
Gewicht von 225 auf 227 kg.

Suzuki GSX-R 1100, Modell H, Typ GU 74 C, 1987

Suzuki GSX-R 1100, Modell J, Typ GU 74 C, 1988

1988 gab es grössere Veränderungen am Chassis beim Modell J: Die Doppelspeichenfelgen wichen
modernen 3 Speichen Felgen, die Hinterradfelge wuchs von ehemals 4" auf 4,5" Breite. Somit wuchs auch
die Reifenbreite von 150/70 VR 18 auf 160/60 VR 18. Somit ergab das mit weiteren kleineren Verbesserungen
einen Gewichtsanstieg auf jetzt 230 kg. Alle GSX-R 1100-Modelle von 1986 - 1988 haben eine 4-1 Auspuff-
anlage und 18"-Räder.

Die GSX-R 1100 wurde so für Suzuki zum Kassenschlager. Doch die Konkurrenz, speziell Yamaha, lies nicht
locker und verbesserte ständig Ihre FZR 1000-Baureihe. Somit sah sich Suzuki 1989 schon wieder gezwungen,
eine verbesserte GSX-R 1100 auf dem Markt zu bringen:

1989 kam das GSX-R 1100 Modell K, Typ GV 73 C
auf den Markt. Beim Motor stieg der Hubraum auf
1.128 ccm, die Leistung wuchs auf ca. 138 PS, das
Drehmomt lag in der 100 PS-Version bei 90 Nm,
das aber schon bei 7.000 U/min an lag. Desweiteren
gab es einen veränderten Rahmen, eine neue Teles-
kopgabel und erstmals eine 4-2 Edelstahlauspuff-
anlage. Desweiteren trug das neue Verkleidungs-
design zu einer verbesserten Höchstgeschwindigkeit
bei, die bei ca. 265 km/h lag.

Ab dem Modell K von 1989 verfügte der Rahmen über einen serienmäßigen Lenkungsdämpfer und
neue leichte 17"-Räder. Die Reifenbreite betrug vorne 120/70 ZR17 und hinten auf einer 4,5"-Felge
160/60 ZR17. Das Gewicht lag jetzt voll getankt bei 243 kg.

Leider konnte das K-Modell die Ansprüche nicht voll verfüllen: Die neue Teleskopgabel war überdämpft
und das hintere Federbein einfach zu hart. Trotz vielfältiger Einstellmöglichkeiten liessen sich diese
Fahrwerksprobleme nicht verbessern, nur durch Austausch ganzer Federelemente aus dem Zubehör.
Der Motor konnte vollends überzeugen und ist bei ordnungsgemäßer Behandlung zu Laufleistungen bis
zu 100.000 km ohne Überholung bereit. Wichtig ist eine Warmlaufphase von ca. 20 km, bis die 4,5 l
Motoröl auf Betriebstemperatur sind.

Aufgrund der Fahrwerksschwächen am Modell K kam
1990 das Modell L, Typ GV 73 C auf den Markt.
Vorne kam jetzt eine Up-Side-Down-Gabel zum
Einsatz, an der Hinterhand eine längere Schwinge
mit verbessertem Federbein.

Der Motor wurde leicht verändert vom Vormodell
übernommen.

Das Gewicht betrug jetzt 247 kg.

Ab dem Modell L von 1990 wuchs auch die Hinterradfelge von 4,5" auf 5,5" und somit kam erstmals
ein Reifen der Dimension 180/55 ZR 17 zum Einsatz. Vorne kam ebenfalls ein breiterer Reifen zum
Einsatz: 130/60 ZR 17, anstatt des 120/60 ZR 17.

Der Motor wurde neu abgestimmt, die Auspuffanlage verändert: Daraufhin stieg das Drehmoment der
100 PS-Version auf 94 Nm bei 7.000 U/min. Die Spitzenleistung blieb unverändert bei 138 PS. Somit
blieb die GSX-R 1100 auch weiterhin der "Hans Dampf" in allen Gassen. Durch das verbesserte
Fahrwerk konnte sich die grosse Suzuki wieder besser der Konkurenz stellen, lediglich der 130er-
Vorderreifen stieß auf Kritik und wurde von vielen wieder auf 120er-Format zurück gerüstet.

1991 erlebte die luft- /ölgekühlte GSX-R 1100 Ihre letzte Revision als Modell M:

Im Motor wurde die Nockenwellenbetätigung von Gabelschlepphebeln auf Einzelschlepphebel umgestellt.
Dies soll einer längeren Haltbarkeit zu Gute kommen. Im Zylinderkopf wurden die Kanäle neu
gestaltet, die Vergaser wuchsen von 36mm auf 40mm Durchlass. Die Leistungswerte blieben aber
unverändert.

Die Verkleidung bekam ein neues Gesicht mit einer Glaskuppel vor den Doppelscheinwerfern. Die
Heckverkleidung mit dem Rücklicht wurde neu gestaltet. Der Vorderreifen war jetzt wieder
serienmäßig auf 120/70 ZR 17 verkleinert.

Die M-Version von 1991 bildete bis unverändert
1992 den Abschluss in der Ära der luft- /ölgekühlten
GSX-R 1100 Modelle.

Das Gewicht betrug jetzt 253 kg.

Wie schon 1992 bei der GSX-R 750, kam ab 1993
die wassergekühlte GSX-R 1100 W auf den Markt.

Suzuki GSX-R 1100, Modell M, Typ GV 73 C, 1991/92

Somit endete 1992 die Ära der "Öldampfer" bei Suzuki. Man musste, bedingt auch durch Erfahrungen
im Rennsport erkennen, das mehr konstante Leistung über Wasserkühlung zu erreichen ist.


II. "Wasserbüffel" Suzuki GSX-R 1100 W ab 1993 - 1997, Modell WP:

Im Jahr 1993 war es dann soweit, es erschien die 11er-R wassergekühlt, Typ GU 75 C. Der Motor
wurde wieder geringfügig im Hubraum auf 1.074 ccm verkleinert und mit Wasserkühlung versehen,
wie schon bei der 1992 präsentierten 750er. Die Leistung stieg bei diesem Modell auf 154 PS an,
das maximale Drehmoment lag bei der 100 PS Version bei 90 Nm, diesmal aber schon bei 4.500 U/min.

Das Fahrwerk wies Komponenten der neuen 750er auf, z. B. den angeschraubten Heckrahmen. Die
Schwinge war asynchron ausgeführt, der rechte Schwingenholm war bananenförmig gestaltet.
Seitlich war am Rahmen noch eine Zusatzverkleidung angebracht, die Heckverkleidung samt Rücklicht
wurde neu gestaltet. Die Bremsanlage vorne bekam 6-Kolben Tokico Bremszangen.

Suzuki GSX-R 1100 W, Typ GU 75 C von 1993

Suzuki GSX-R 1100 W, Typ GU 75 C von 1994

Die GSX-R 1100 W erreichte aufgrund der verbesserte Leistung eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h.
Somit kann dieses Modell als Vor-Hayabusa gelten und ist besonders bei Langstrecken-Autobahnfahrern
sehr beliebt. Auch hier gilt die Technik als sehr langlebig, der Motor sollte auch mindestens 100.000 km halten.

Das Gewicht stieg leider auf 261 kg an, aufgrund der Wasserkühlung, darunter leidet natürlich die
Handlichkeit. Dafür sind die Federelemente besser abgestimmt, als bei den alten Vormodellen. Somit gilt
das Fahrverhalten als sehr ausgewogen.

Durch die Umstellung der Ventilbetätigung auf Tassenstößel/Shims, steigt der Ventilspiel-Prüfintervall von
6.000 km auf 12.000 km an. Leider müssen dabei die Nockenwellen ausgebaut werden. Bei den luft- /
ölgekühlten Motoren hatte man simple Einstellschrauben.

1995 kam dann die letzte nennenswerte Überarbeitung der Suzuki GSX-R 1100 W auf den Markt:

Das Fahrwerk der 1995 - 1997 angebotenen
GSX-R 1100 W bekam eine verbesserte Hinterrad-
schwinge von der 750er-Version mit Überzug und
die Gabelstandrohre wuchsen im Durchmesser von
41 auf 43 mm Durchmesser.

Das Gewicht schrumpfte wieder auf 254 kg,
vollgetankt.

Durch die Verbesserung an Fahrwerk und Auspuffanlage konnte das Gewicht ab dem Baujahr 1995
wieder um 7 kg gesenkt werden. Die Auspuffanlage bekam leichtere und leider leisere Alu-Endtöpfe.

Der Motor wurde nochmals überarbeitet und die Leistung stieg auf 155 PS.

Ende 1997 wurde die Suzuki GSX-R 1100 W eingestellt. Somit verschwand ein grosser Name vom
Motorrad-Supersport-Markt. Nur die 1996 neu vorgestellte 750 und 600 GSX-R Baureihe waren
weiterhin im Angebot von Suzuki.

Derzeit sind in Deutschland ca. 9.500 GSX-R 1100 beim KBA Flensburg angemeldet, davon ca. 30 %
wassergekühlte Modelle.

III. Die grossen Nachfahren der GSX-R 1100-Baureihe:

1999 lebte der GSX-R Big-Bike-Name wieder neu auf in Form der GSX-R 1300 Haybusa (Falke).
Dies war das erste echte 300 km/h-Serienbike mit 175 PS. Leider hat diese Modell optisch nicht mehr
viel mit der Ur-GSX-R-Baureihe gemein und entspricht eher einem Sporttourer.

So mussten sich die Hardcore-GSX-R Supersport-Fans noch bis 2001 gedulden:

Suzuki bringt die GSX-R 1000 mit 160 PS auf den Markt, bei einem Gewicht von nur 204 kg vollgetankt.
Dieses Modell entspricht optisch der aktuellen GSX-R 600 und 750 Baureihe. Hiermit räumte Suzuki
schon im Debütjahr 2001 alle Konkurrenten aus dem Weg und auch im Motorsport in den Superstock-
Langstrecken Rennen gewann Suzuki ein Rennen nach dem anderen mit diesem Modell.

Auch die neue Yamaha YZF R 1, Jahrgang 2002, kann der GSX-R 1000 immer noch nicht das Wasser
reichen, wie erste Tests belegen. 

IV. Die Familien-Ableger der GSX-R 1100:

Suzuki lässt 1987 den Motor der GSX-R 1100, schon mit 1.128 ccm, in die neue GSX-R 1100 F einbauen.
Hierbei handelt es sich um einen komfortablen Tourensportler, der bis 1995 gebaut wurde.

Ein weiterer Ableger mit dem öhlingen 1128 ccm Motor war die GSX 1100 G, mit Kardan-Antrieb. Der
Motor war mit Ausgleichswelle ausgestattet. Dieses Bike war als komfortabeles Tourenbike ausgelegt.
Seht auch unter www.gsx1100g.net.

Desweiteren lebt der vergösserte GSX-R 1100 Motor, aufgebohrt auf 1.157 ccm in der Bandit 1200N und S
weiter, natürlich luft- /ölgekühlt, die seit 1996 im Angebot ist. Hierfür wurde er extra auf deutlich mehr
Drehmoment im unteren Drehzahlbereich bei weniger Spitzenleistung getrimmt. Dies kommt dem
Fahrspaß bei einem Naked-Bike entgegen.

Dann gab es da noch die GSX 1200 Inazuma von 1999 bis 2000. Ebenfalls ein klassisches Naked-Bike im
Stil der 70- /80er-Jahre Big-Bikes. Ebenfalls mit dem ehemaligen "Öldampfer"-Motor aus der GSX-R 1100,
abgestimmt ähnlich wie der Bandit-Motor mit 1.157 ccm. Dieses Modell gibt es leider nur noch
als 750 ccm-Version.

Maxe.M, 04.06.2002, update 28.03.2008.    Copyright auf Texte und Daten by A.M.

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